Teckbote: Modell hilft Azubis über „Schwelle“
15.10.2008 08:36Zwei positive Nachrichten hat Heidrun Schulz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Göppingen, in der gestrigen Pressekonferenz verkündet: Die Ausbildungsmarktbilanz 2008 ist sehr erfreulich ausgefallen. Jedem Bewerber steht theoretisch eine offene Lehrstelle zur Verfügung. Und die Agentur Göppingen nimmt am bundesweiten Modellprojekt „2. Schwelle“ teil. Agentur und Job-Center gehen frühzeitig auf Auszubildende zu, die nach der Lehre nicht übernommen werden und vermitteln sie weiter.
richard umstadt
Göppingen. Die Arbeitsagentur Göppingen verzeichnet für 2008 ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis zwischen offenen Ausbildungsstellen und Bewerbern. 5 560 gemeldete Lehrstellen – 577 mehr als im Vorjahr – stehen 5 788 Bewerber – 947 weniger als 2007 – gegenüber. „Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren“, freute sich Agenturleiterin Heidrun Schulz über die positive Entwicklung in ihrem Agenturbezirk, der sich mit einer Steigerung der gemeldeten Ausbildungsplätze um 11,6 Prozent überdeutlich vom bundesweiten (0,2 Prozent) und landesweiten Trend (0,1 Prozent) abhebt. Dennoch appellierte Agenturchefin Schulz an die Unternehmen, in der Ausbildung nicht nachzulassen – „wir brauchen im Bezirk auch in Zukunft dringend Fachkräfte“ – und machte, an die Adresse der Bewerber gerichtet, deutlich, dass Jugendliche mit Ausbildung sehr viel größere Chancen haben, im Arbeitsmarkt unterzukommen, als ohne.
Das gute Abschneiden der Göppinger führte die Geschäftsführerin des operativen Bereichs, Bettina Münz, auf die rückläufige Zahl der Schulabgänger, auf verstärkte Anstrengungen der Vermittler und die Flexibilität der Jugendlichen hinsichtlich ihrer Berufswünsche zurück. Flexibilität ist nach wie vor gefragt, denn auch bei einem nahezu ausgeglichenen Stellen-/Bewerberverhältnis heißt das nicht, dass jeder Jugendliche seinen Traumberuf ergreifen kann. „Aber es ist jedenfalls eine gute Ausgangssituation“, wusste Bettina Münz. Leistungsschwächere Jugendliche allerdings sind nach wie vor auf qualifizierende Angebote wie berufsvorbereitende Schulen, Einstiegsqualifizierungen in Betrieben oder berufsfördernde Maßnahmen angewiesen, um ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu verbessern. Rund 1 000 Jugendliche erhalten im Bezirk Göppingen berufsfördernde Maßnahmen, die Einstiegsqualifizierung (EQ) nach dem Nationalen Pakt für Ausbildung noch nicht hinzugerechnet. Allein 431 Jugendliche begannen im Herbst 2007 mit der EQ, wie Bereichsleiterin Dorothee Schwarz-Biedermann sagte. Über 70 Prozent der EQ-Praktikanten erhielten anschließend im Betrieb einen Ausbildungsvertrag.
Obwohl Ende September noch 159 Lehrstellen offen waren, gibt es 14 Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz oder eine Alternative dazu besitzen. Bettina Münz war sich aber sicher, auch diesen Bewerbern ein Angebot unterbreiten zu können.
Mit Blick auf die „Top 10“ der Wunschberufe bedauerte es Heidrun Schulz, dass viele Mädchen einen Ausbildungsberuf ergreifen wollen, bei dem nicht sicher ist, ob sie auch übernommen werden. Die Berufe Friseurin, Verkäuferin, Kauffrau im Einzelhandel, Bürokauffrau, Kauffrau für Bürokommunikation wurden hier genannt.
Genau dieses Risiko, am Ende der Ausbildung arbeitslos zu werden, gab der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg Anlass, im Modellprojekt „2. Schwelle“ präventiv tätig zu werden. Mit von der Partie bei bundesweit angelegten Modellversuchen sind die Göppinger. Die Agentur hilft an der Schwelle vom Ausbildungsende zum Arbeitsleben, der sogenannten zweiten Schwelle, denjenigen, die Gefahr laufen nach der Lehre ohne Job dazustehen. Dies waren im Bezirk Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Bürokaufleute und Kaufleute für Bürokommunikation. Schon frühzeitig berieten und informierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Agentur für Arbeit und der Job-Center der Landkreise Esslingen und Göppingen die Azubis, die keine Übernahmezusage in der Tasche hatten. „Das Ergebnis ist vielversprechend“, freute sich Agenturleiterin Schulz. Von 72 Projektteilnehmern, die sich im Juli noch arbeitslos melden mussten, waren im September 31 schon wieder in Arbeit. Die Arbeitsagentur will auch im kommenden Jahr „dranbleiben“.
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